Die für diesen Montagabend geplante Veranstaltung des SPIEGEL und der Hamburger Körber-Stiftung „Der Montag an der Spitze“ mit dem ehemaligen Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, muss entfallen. Moussa, Vorsitzender der Ägyptischen Kongresspartei, sagte seine Teilnahme kurzfristig ab. Er könne sein Land zu einem solch brisanten Zeitpunkt auf keinen Fall verlassen, sagte er dem SPIEGEL in Kairo.
Ursprünglich wollte der ägyptische Politiker an diesem Montag unter dem Titel „Was bleibt übrig vom arabischen Frühling?“ mit SPIEGEL-Chefredakteur Georg Mascolo und Britta Sandberg, Ressortleiterin Ausland, diskutieren. Bei der Veranstaltung sollte es insbesondere um die Lage in Syrien, die Rolle der Muslimbrüder in Ägypten und den Kulturkampf der Salafisten in Tunesien gehen. Mussa entschuldigte sich für seine Absage und erklärte, er hoffe, dass die Diskussion in Kürze nachgeholt werden könne.
In Ägypten waren die Proteste gegen Präsident Mohammed Mursi in den vergangenen Tagen eskaliert, es gibt Hunderte Verletzte. Ein Mensch starb nach Medienberichten am Sonntagabend bei einem Angriff auf das Büro der Muslimbruderschaft in der Nildelta-Stadt Damanhur. Mursi hatte vergangene Woche mehrere Dekrete erlassen, mit denen er seine Macht stark ausbaute - unter anderem hatte er verfügt, dass seine Anordnungen bis zur Verabschiedung einer neuen Verfassung nicht mehr anfechtbar sind.
Die obersten Richter des Landes suchen nun die Konfrontation mit dem Präsidenten und wollen ihn bei einem Treffen an diesem Montag zu Kompromissen bewegen. Die Richter nannten die Dekrete Mursis einen „beispiellosen Angriff“ auf die Justiz.